Roman, es gibt euch als Coverband schon länger. Nun habt ihr nach 25 Jahren euer Debütalbum veröffentlicht. Warum gerade jetzt? Und wie habt ihr damals überhaupt zusammengefunden?

Wir schreiben das Jahr 1995. Ein Bob-Dylan-Fan-Treffen auf der Burg Plankenstein in Niederösterreich. Das war eine Veranstaltung, die in den 90er-Jahren jährlich stattfand, die auch immer mit Live-Musik ausgestattet war. Hans Theessink war beispielsweise einige Jahre regelmäßig zu Gast. Ich hatte die Idee, dass einige der Wiener Stammgäste einmal selbst eine Festival-Band zusammenstellen könnten. Es war eigentlich als einmaliges Projekt geplant. Niemand ahnte damals, dass daraus ein „Lifetime-Thing“ werden würde. Jahre später: Wir waren am Bier trinken und Willi unser Drummer meinte beiläufig, dass es schade ist, dass wir keine eigenen Songs haben. Na gut, dachte ich mir, ich versuch mal was. Das brachte den Stein ins Rollen.

Wie hieß der erste eigene Song, den du damals geschrieben hast?

Der hieß „I Think There’s Gonna be a Change“. Passend oder? Wir haben ihn vor der Pandemie einige Male live gespielt, aber irgendwie nie das perfekte Arrangement dafür gefunden. Deshalb hat er es auch nicht auf das Album geschafft. Vielleicht erscheint er in ein paar Jahren auf unserer „Bootleg-Series Vol.1“ (schmunzelt).

Kannst du dich noch an euren ersten gemeinsamen Auftritt erinnern?

Natürlich. Das war auf zuvor erwähnten Burg Plankenstein. Den Bandnahmen von heute gab es da allerdings noch nicht. Dennoch sind drei Gründungsmitglieder (Karl Gedlicka, Peter Del Bello und ich) immer noch, und zwar durchgehend, in der Band. Es ging damals schon drunter und drüber. Wir nahmen uns damals selbst nicht so ernst. Doch am Mitschnitt hört man, trotz diverser qualitativer Mängel, dass es uns enormen Spaß gemacht hat. So auch dem Publikum.

Das Debütalbum von „Who Cares? The Band“ heißt „Nothing To Regret“. Was sind deine Lieblingssongs darauf und warum?

„Abandoned Place“ mag ich sehr. Der Song ist einfach aufgebaut und erzählt eine melancholische und geheimnisvolle Geschichte. Ich finde, dass der Sound diese Stimmung sehr gut trifft. „Gentle As A Breeze“, der einzige Love-Song auf dem Album, mit seinem etwas „verhatschtem“ Latino-Rhythmus ist uns, wie ich meine, auch ganz gut gelungen. Der Song über „Ferrara“, der einen Country-Touch hat, weil er eine wichtige Woche unserer Band beschreibt, „Business As Usual“, da er sich rhythmisch total von den anderen Songs abhebt und natürlich auch der Titelsong „Nothing to Regret“, weil es darin um uns, die Band, selbst geht.

Gab es einen Song, der sich während dem Aufnahmeprozess für „Nothing To Regret“ in Bezug auf das Arrangement etc. radikal verändert hat?

Alle Songs haben sich etwas verändert. Manche mehr, manche weniger, aber keiner wirklich radikal. Das passiert vielleicht im Laufe der Jahre, wenn wir die Nummern live spielen. Auf der Bühne hast Du oft die besten Ideen. Es ist bei uns erlaubt, sogar erwünscht, auch live vor Publikum, spontanen Eingebungen zu folgen und die geprobten Arrangements etwas zu verlassen. Das kann zwar riskant sein, hält das Konzert aber lebendig und spannend.

Was inspiriert dich beim Songschreiben?

Das ist unterschiedlich. Oft ist die Musik zuerst da und ich klimpere herum und warte auf eine Eingebung, welche Art von Lyrics gut dazu passen könnte. Bei anderen Songs wiederum ist mir die Message und das Thema von Anfang an wichtig, wie zum Beispiel im Song „They Elected Him“. In diesem Lied wollte ich meinen Groll auf diverse talentierte Politiker-Typen loswerden, die geschickt die Leute um den Finger wickeln, denen es aber nur um Macht geht. Und die Leute fallen darauf herein. Der erste in der Reihe dieser Politiker ist zwar mittlerweile weg, aber es kommen immer wieder welche nach, zu denen der Song passt. Die Texte zu den Songs vom Album sind im Übrigen auf unserer Homepage zu finden.

Die CD als Speichermedium wird immer wieder von diversen Medien totgesagt. Viele Menschen haben keinen CD-Player mehr und/oder hören Musik über Spotify, Youtube oder Streams. Warum war es euch wichtig „Nothing To Regret“ als CD beziehungsweise Vinyl zu veröffentlichen?

Ich bin der Meinung, es ist mehr wert, etwas Reales in der Hand zu haben. Deshalb haben wir CDs und Vinyl produziert. Auch wenn ich als Konsument die Vorzüge des Streamings durchaus zu schätzen weiß, halte ich die Entwicklung dennoch für bedauerlich. Ich selbst kaufe mir gerne, gerade auf Live-Konzerten, spontan physische Tonträger direkt vom Künstler, wenn mir der Gig gefallen hat.

Was war in deiner Jugend bei dir der Auslöser um Musik zu machen beziehungsweise zu singen und ein Instrument zu lernen?

Ich wurde Anfang der achtziger Jahre auf Bob Dylan aufmerksam. Das hat mich elektrisiert und alles verändert. Als Teenager hörte ich davor die aktuelle Popmusik wie beispielsweise Abba. Über Dylan tauchte ich in eine ganz andere Musikwelt ein. Ich sah den Film „The Band – The Last Waltz“. All diese großartigen Leute, die da dabei waren – unter anderem Neil Young, Van Morrison, Joni Mitchell, Muddy Waters. Die Stilrichtung „Americana“ wurde meine neue Heimat. Dann kam die erste Gitarre und ich brachte mir selbst die ersten Akkorde bei.

In der Presseinfo zur CD steht, dass in der langjährigen Bandgeschichte von „Who Cares“ eines der wichtigsten Dinge die Freundschaft innerhalb der Band ist. Trotzdem, wie ist es möglich eine Band über so einen langen Zeitraum am Leben zu erhalten?

Indem wir uns gegenseitig nie unter Druck gesetzt haben. Es gab immer wieder Phasen, wo wir längere Pausen hatten – abgesehen von der Corona-Zwangspause natürlich – und die Intensität auf Sparflamme war. Niemand muss bei uns von der Musik leben und wir machen nur, was uns Spaß macht. Kleinere Meinungsverschiedenheiten konnten unserer Freundschaft nie etwas anhaben. Letztlich haben wir immer Kompromisse gefunden.

Darf ich fragen, welche Hobbys du abseits der Musik hast?

Reisen, reisen und noch mal reisen. Im Jänner mach ich mich auf eine Abenteuerreise nach Patagonien auf, gemeinsam mit meinem Sohn. Mal schauen, ob mich das zu neuen Songs inspiriert. Mein ursprünglich geplanter Lebensweg, die bildende Kunst (Malerei, Objekt-Bilder usw.) schlummert irgendwo tief in mir. Kann sein, dass ich bald wieder damit anfange.

Wie lauten eure Zukunftspläne?

Gigs, Gigs, Gigs! Vielleicht das eine oder andere Festival bespielen. Und wer weiß – vielleicht bald wieder ein neues Album in Angriff nehmen?

Eine Frage, die ich am Schluss immer gerne stelle: Welche drei Alben würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Uff, das ist eine schwere Frage. Drei Stück sind natürlich viel zu wenig aber okay, sagen wir:

Bob Dylan: „Blood On The Tracks“
Ry Cooder: „Chicken Skin Music“
Emmylou Harris: „Wrecking Ball“

Gibt es irgendetwas, was dir im Zusammenhang mit „Who Cares? The Band“ beziehungsweise der neuen CD „Nothing To Regret“ noch wichtig ist zu erwähnen?

Wir sind nicht mehr die jüngsten und ich kann nur sagen ich hoffe, dass wir noch lange weitermachen. Irgendwie glaube ich daran. Leute wie Patti Smith, Dylan, Neil Young, Van Morrison und allen voran die Stones ermutigen uns. Rock’n’Roll ist keine Altersfrage.

„Who Cares? The Band" wurden 1995 gegründet. Seither hat die Gruppe in unterschiedlichen Besetzungen zahlreiche Gigs in Wien und Umgebung absolviert. Im August 2016 spielte die Band beim internationalen Buskers-Festival in Ferrara, Italien. Im November 2022 folgte das erste Album „Nothing To Regret“  bei Lindo Records. Aktuelle Besetzung: Roman Tröster – Gesang, Gitarre / Peter Del Bello – Gesang, Gitarre, Mundharmonika / Karl Gedlicka – Gesang, Gitarre, Mandoline / Bernhard Streibl – Bass / Willi Bo – Drums.

CD „Who Cares? The Band“ – „Nothing To Regret“ (Lindo Records 2022)
www.whocares-theband.com

Titelbild: Ausschnitt aus dem LP-Frontcover © Daniel Kozirjatskij

Geschrieben von Robert Fischer